Jens Spahn: Es muss eine faire Impfstoff-Verteilung geben
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Klare Ansage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gegenüber dem Pharma-Konzern AstraZeneca: In der Debatte um die angekündigten Verzögerungen bei der Produktion Auslieferung des Corona-Impfstoffs hat er seine Forderung nach einer Exportbeschränkung für in der EU produzierte Impfstoffe bekräftigt: „Probleme bei der Impfstoffproduktion müssen alle fair und gleichermaßen betreffen.“ Es gehe nicht um „EU first, es geht es um Europe's fair share – deshalb ergibt eine Exportbeschränkung Sinn.“ Er sei dafür, „dass Impfstoffe, die die EU verlassen, eine Genehmigung brauchen, damit wir zumindest mal wissen, was hergestellt wird, was Europa verlässt – und wenn es Europa verlässt, ob es dann eine faire Verteilung gibt“, betonte Spahn im Interview mit dem ZDF-Morgenmagazin.
Spahn: AstraZeneca steht in der Pflicht
Zu den von AstraZeneca angekündigten Verzögerungen bei der Auslieferung seines Impfstoffs in die EU sagte Spahn, er könne verstehen, dass es bei einem solch „komplexen Prozess wie der Impfstoffproduktion auch mal zu Problemen“ kommt. Dies müsse dann aber „alle fair und gleich betreffen“. Europa müsse seinen fairen Anteil bekommen – auch, weil die EU bereits viel Geld gegeben habe, um den Aufbau von Produktionskapazitäten vorzufinanzieren. Die EU hat rund 336 Millionen Euro investiert, um das Hochfahren der Produktionskapazitäten von AstraZeneca zu unterstützen.
Keine Spekulationen über die Wirksamkeit
Der britisch-schwedische Pharmakonzern hatte am Freitag mitgeteilt, er werde der EU zunächst weniger Corona-Impfdosen liefern als vorgesehen. Grund seien Probleme in „einem Werk in unserer europäischen Lieferkette“. Bei der Belieferung Großbritanniens soll es dagegen keine Verzögerungen geben.
An Spekulationen über die Wirksamkeit des Impfstoffs will sich der Bundesgesundheitsminister nicht beteiligen. Er wolle warten, bis die Daten aus den Studien ausgewertet worden seien. „Ich halte wenig davon, dass jetzt in Überschriften spekulativ zu machen“, machte er klar. Man werde auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse nächste Woche entscheiden, „welche Altersgruppen zuerst mit diesem Impfstoff geimpft werden“.
Weiter wies das Bundesgesundheitsministerium darauf hin, dass die Wirksamkeitsstudien zu dem Impfstoff von der Europäische Arzneimittelagentur (EMA) ausgewertet werden. Die Empfehlung der EMA wird am Freitag erwartet, für die Zulassung ist anschließend die EU-Kommission zuständig.
Hinweis: Inzwischen bestätigte das Bundesgesundheitsministerium, dass die vom Handelsblatt kolportierte Zahl von nur 8% Wirksamkeit des AstraZeneca-Wirkstoffs bei über 80-Jährigen falsch sei. Entsprechende Darstellungen könnten nicht bestätigt werden: Die 8% beziehen sich nicht auf die Wirksamkeit, sondern auf den Anteil der Altersgruppe 56 bis 69 Jahre bei den Probandinnen und Probanden in der Stichprobe. Daraus lasse sich aber nicht eine Wirksamkeit von nur acht Prozent bei Älteren ableiten, wie das Handelsblatt zuvor berichtet hatte.
Anstrengungen zeigen Erfolge
Jens Spahn äußerte sich in der Sendung auch zu den zuletzt gesunkenen Corona-Infektionszahlen in Deutschland. Es sei „ermutigend“ und ein „gutes Zeichen, dass unsere Anstrengungen Erfolge zeigen“. Wenn sich der Trend fortsetze und es gelinge, die Infektionszahlen so weit zu senken, dass die Gesundheitsämter bei der Kontaktverfolgung nachkämen, könne „unter diesen neuen Aspekten entschieden werden, ob und wie es mit den neuen Maßnahmen“ nach dem 14. Februar weitergehe. Die Bundesregierung habe stets betont, dass Kitas und Schulen als letztes geschlossen würden, betonte Spahn. Daher sei für ihn klar, dass in diesem Bereich auch als erstes gelockert werden müsse.
Das Interview können Sie sich hier ansehen.